Seit 1835
Der Goldschmied Johann Nepomuk Tinkhauser schreibt in seiner Chronik: „Am Fronleichnamstag des Jahres 1835 paradierten bei der Prozession das erste Mal 26 Mann der neu errichteten und schön equipierten Bürgergarde, unter dem Hauptmann Michael Kircherberger“. Im folgenden Jahr wurde diese auf 36 Mann verstärkt und an der Spitze marschierte bereits eine Musikkapelle. Tinkhauser hat vorher nie von einer Kapelle gesprochen, so dass man annehmen kann, dass diese schon 1835 gegründet oder „zusammengestellt“ worden war, damit sie am folgenden Fronleichnamstag mitmarschieren konnte.
Neben dieser Bürgerkapelle bestand unter der Leitung des Bauern Johann Oberhammer, „Müller am Bach“, eine weitere Bläsergruppe. Diese war etwa 12 bis 15 Mann stark und stand in stärkster Opposition zur Bürgerkapelle. Als diese Bläser im Jahre 1870 zu einem Bundesschießen nach Wien reisten, gerieten sie in Streit und kehrten einzeln nach Bruneck zurück. Somit war die Einheit zerbröckelt und die kleine Kapelle löste sich auf. Die Musikanten traten später in die Bürgerkapelle ein und trugen auch wesentlich zu dessen Verstärkung bei.
In der Folgezeit wurde die Kapelle in „Turn- und Feuerwehrkapelle“ umbenannt.
Im Jahre 1900 gründete David Kofler, ein begeisterter Musiker und Inhaber eines Fotoateliers in Bruneck, die so genannte „Bauernbühne“, die am Schießstand Freilichtaufführungen veranstaltete. Gleichzeitig rief Kofler die „Böhmische“ ins Leben, eine kleine Kapelle, die den Auftrag hatte, während der Pausen für Unterhaltung zu sorgen.
1901 vereinte der damalige Dekan Wibmer alle Bläser und gründete die „Brunecker Vereinskapelle“.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde auch diese Kapelle aufgelöst und erst nach dem Krieg im Jahre 1919 gründete David Kofler aus Heimkehrern und jungen Leuten die so genannte „Brunecker Feuerwehrkapelle“, der er mehrere Jahre als Kapellmeister vorstand.
1925 wurde die Feuerwehrkapelle wieder in „Bürgerkapelle“ umbenannt. Sie rückte nun nicht mehr in Feuerwehruniform aus, sondern mit braunem Hut und weißem Federflaum.
1925 löste sich die Kapelle erneut auf. Doch schon 1930 konnte durch Initiative einer Gruppe Brunecker Bürger in der Person von Achille Del Marco, ein hervorragender Musiker, als Kapellmeister verpflichtet werden. Damals wurde auch eine graugrüne Uniform beschafft. Del Marco schaffte es, den Klangkörper innerhalb kürzester Zeit auf ein beachtliches Niveau zu bringen. Aus seiner Feder stammt auch der bekannte Marsch: „Gruß aus Bruneck“.
Aus persönlichen Gründen verließ Del Marco schon 1936 die Stadt und Linus Deflorian übernahm die musikalische Leitung des Klangkörpers. Unter seiner Führung stand die Kapelle bis 1939, dem Beginn des Zweiten Weltkrieges. In dieser Zeit trat die Kapelle nur wenig in Erscheinung und beschränkte sich auf Marsch- und Kirchenmusik.
1945 folgte die spontane Auflösung. Das Probelokal diente als Einquartierungsraum für Soldaten und niemand konnte sich um die Instrumente kümmern, die zum großen Teil abhanden kamen. Auch das Notenmaterial ging fast zur Gänze verloren.
Das Jahr 1949 könnte man als das Geburtsjahr der heutigen „Bürgerkapelle Bruneck“ bezeichnen. Im Oktober dieses Jahres rief Heinrich Liensberger eine Anzahl ehemaliger Musikanten zusammen. Es erschienen etwa 25 Personen, aus denen ein Arbeitsausschuss gebildet wurde. Dieser nahm die Wiedergründung in Angriff. Hans Theodor Niederbacher, Lehrer in Bruneck, übernahm die neue Kapelle und begann unverzüglich mit der Ausbildung von Jungmusikanten. Es fehlte jedoch an den nötigen Geldmitteln für die Anschaffung weiterer Instrumente. Dieses Problem nahm der 1950 eigens zu diesem Zweck gegründete Bürgerausschuss in die Hand. Gemeinsam mit dem Vereinsvorstand wurden laufend Sitzungen abgehalten. Die Bürger von Bruneck gaben großzügige Spenden, so dass schon bald darauf die ersten Instrumente gekauft werden konnten. An einem Juniabend des Jahres 1950 marschierte die neue Bürgerkapelle unter Hans Theodor Niederbacher, mit Tambourmajor Edi Stemberger, vier Marketenderinnen und 50 Musikanten in ihrer neuen Tracht unter ungeheurem Jubel durch ein dicht gedrängtes Spalier von begeisterten Bruneckern zum festlich geschmückten Podium am Graben.
Am 10. Juli 1953 verstarb nach kurzer Krankheit Kapellmeister Niederbacher. Nach längeren Verhandlungen konnte Emil Schwaiger, Musiklehrer in Lienz, noch im Herbst des selben Jahres als Kapellmeister nach Bruneck verpflichtet werden.
1964 trat der damalige Obmann Edi Stemberger als Obmann der Kapelle aus persönlichen Gründen zurück. Sein Nachfolger wurde Luis Falk.
Am 19. Juli 1974 gab die Bürgerkapelle im neu errichteten Musikpavillon im Tschurtschenthaler Park ihr erstes Konzert.
Da von verschiedenen Musikanten der Wunsch geäußert wurde, man möge eine neue Tracht anschaffen, wurde die Kapelle zur 150 Jahrfeier 1985 mit einer Bürgertracht ausgestattet, welche sie auch heute noch trägt.
1986 übernahm Josef Oberschmied die musikalische Leitung des Klangkörpers.
1992 trat Obmann Luis Falk aus gesundheitlichen Gründen zurück. Sein Amt übernahm Klaus Neuhauser, welcher bis heute Obmann der Bürgerkapelle Bruneck ist.
Im Jahr 1994 wurden erstmals Frauen als Musikantinnen aufgenommen. Bis zu diesem Jahr bestand der Klangkörper ausschließlich aus Männern.
Im Jahre 1995 feierte die Kapelle ihr 160-jähriges Bestehen; für diesen Anlass hatte der Vereinsvorstand den Brunecker Künstler Albert Mellauner mit der Gestaltung einer neuen Vereinsfahne beauftragt. Die Fahne zieren das Brunecker Stadtwappen, die traditionellen Symbole Horn und Lyra, sowie eines der Wahrzeichen von Bruneck, der Rainturm. Im Rahmen der Feierlichkeiten wurde sie in der Brunecker Pfarrkirche geweiht und dem Fähnrich Helmuth Delazer übergeben. Als Fahnenpatin stand Ursula Delazer.
Im Jahre 2003 trat Josef Oberschmied als Kapellmeister zurück und es folgte ihm für zwei Jahre Christian Oberhammer.
Im Jahr 2005 beging die Bürgerkapelle Bruneck ihre 170-Jahrfeier. Zu diesem Anlass wurde ein Fest am Brunecker Rathausplatz organisiert und die Kapelle erhielt neue Hüte. Seither tragen auch die Frauen in der Kapelle einen Hut.
Seit Herbst 2005 hat nun Robert Regensberger, Posaunenvirtuose und Lehrer an der Musikschule Bruneck, die musikalische Verantwortung über die Kapelle übernommen.
Im Jahre 2007 wurde Ehrenobmann Luis Falk zu Grabe getragen.
Eine große Herausforderung in jenem Jahr ist die Teilnahme am Marschmusikwettbewerb anlässlich des 20. Bezirksmusikfestes am 15. Juli in Corvara. Bei diesem trat die Bürgerkapelle unter Stabführer Marco Faustini erstmals in der Stufe „D“, der zweithöchsten Schwierigkeitskategorie an und erzielte eine hervorragende Leistung von 92,78/100 Punkten.
2008 wurde der Musikpavillon grundlegend saniert und bietet nun für Konzerte und allerlei sonstige Veranstaltungen wieder einen würdigen Rahmen.
2010: Die Bürgerkapelle Bruneck wurde 175 Jahre alt.
In diesem Jahr gab es anlässlich des Jubiläums ein besonders vielfältiges Programm zur würdigen Feier der Bürgerkapelle.
2011 mussten wir unseren Ehrenkapellmeister Emil Schwaiger zu Grabe tragen. Emil Schwaiger war wegen seiner musikalischen und menschlichen Fähigkeiten allseits sehr geschätzt, war Geschäftsführer des VSM und leitete unsere Kapelle von 1953 bis 1986.
2012 konnte mit dem Bau des langersehnten neuen Probelokals begonnen werden. Ein großer Dank gilt dabei an die vielen großzügigen Spendern und an unseren Bürgerausschuss für ihre intensiven Bemühungen.
2013 konnte nach vielen intensiven Arbeitsstunden das neue Probelokal in Betrieb genommen werden. Nach dem Frühjahrskonzert im März fand die erste Probe in unseren neuen Räumlichkeiten statt. Ein echtes Klangerlebnis.
2014 wurde unser langjähriger geschätzter Kapellmeister Robert Regensberger vom jungen Georg Plazza aus Welschellen abgelöst.Im selben Jahr wurde der in Vergessenheit geratene Stadtrundmarsch im Mai durch die brunecker Altstadt wieder ins Leben gerufen, was sich als eine echte Bereicherung für unsere schöne Stadt darstellte.
2016 war das Jahr der Jugend. Die geleistete Arbeit trägt nun ihre Früchte und so konnte sich die Bürgerkapelle Bruneck über stolze 10 neue Mitglieder freuen. Ein besonderes Highlight war in diesem Jahr ein Konzert über den Dächern von Bruneck beim Hotel Amaten.
Bei der Generalversammlung 2017 wurde Klaus Neuhauser nach 25 Jahren als Obmann mit tosendem Applaus verabschiedet. An seiner Stelle tritt nun Dieter Mayr.